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Ausblick / Epilog

Das Bild zeigt eine illustrierte Landschaft

Ein viertes Berggeschrey?

Unsere Welt ist nach wie vor vom Bergbau abhängig. Alle von Menschen hergestellten Erzeugnisse brauchen heute bergbauliche Rohstoffe. Künstliche Intelligenz und erneuerbare Energien können ohne Materialien aus dem Boden nicht existieren. Deshalb suchen Staaten und Unternehmen weltweit nach neuen Vorkommen.

Auch das Erzgebirge rückt wieder in den Fokus. Nach der Einstellung der Wismut-Förderung 1991 gibt es aktuell Bestrebungen den Bergbau wiederzubeleben und seltene Elemente wie Zinn, Silber und Lithium abzubauen. Mit einer neuen Rohstoffstrategie hat sich die sächsische Landesregierung 2023 zur Gewinnung kritischer Rohstoffe im Erzgebirge bekannt. Aber was sind die Folgen, wenn die Schätze des Erzgebirges wieder für die Welt wichtig werden? Wer profitiert davon und wer trägt die Last?

Schlüsselexponate

Zinnwaldit

Gestein aus dem Erzgebirge

Dieses Gestein heißt Zinnwaldit.
Es wurde 1845 in Zinnwald entdeckt.
Das Gestein enthält das Metall Lithium.
Das sprechen wir so aus: lie - tzjum.
Damit konnte man früher wenig anfangen.
Aber heute ist es sehr wichtig für Akkus.
Zum Beispiel für Handys.

Altenberg-Zinnwald, Osterzgebirge
Leihgeber: Senckenberg Naturhistorische Sammlungen Dresden

Zinnwaldit wurde 1845 erstmals beschrieben und nach seinem Fundort im Osterzgebirge benannt. Es handelt sich um ein Lithiumerz. Mit diesem Metall konnte man allerdings im 19. Jahrhundert noch nicht viel anfangen. Das hat sich geändert: Lithium ist eines der begehrtesten Batteriemetalle.

Bohrkern

aus einer Erkundungsbohrung 2011 im Lagerstättenrevier Geyer

Das Bild zeigt eine Sammlung von Bohrkernen (Gestein) in Holzkisten

Statements

Bergwerk oder Bergweg?

Es könnte sein, dass schon in wenigen Jahren auch in Sachsen wieder Erze gefördert werden. Zur Zeit sind Zinn und Lithium die heißesten Kandidaten für einen Abbau. Bei weitem nicht alle sind glücklich über diese Entwicklung, gerade in unmittelbarer Nähe der künftigen Bergwerke.

Wir haben uns im folgenden acht Statements von fiktiven Personen ausgedacht. Vorbilder haben wir bei Bürgerversammlungen und in Medienberichten gefunden. Sie sollen die Bandbreite der Argumente und Positionen zeigen. Was denken Sie?

Junge Mutter (30):

Ich wohne in der Nähe eines geplanten Bergwerkes und mache mir große Sorgen um meine Familie. Mein einer Großvater hat bei der Wismut gearbeitet und ist deshalb vor 20 Jahren an Krebs gestorben. Seit Jahrzehnten steckt der Bund Milliarden in das Beheben der Schäden bei der Wismut, jetzt wollen die Firmen die ganzen Stoffe wieder rausholen! Es ist geplant, dass Schwerlasttransporte mehrfach am Tag bei uns lang fahren. Dann habe ich Angst um das Grundwasser, ob es versickert und was ist mit dem Staub von den Halden? Wie soll man da sein Kind aufziehen? Und wenn ich Schäden durch den Bergbau feststelle, dann bin ich in der Beweispflicht und nicht das internationale Bergbauunternehmen. David gegen Goliath, nur habe ich keine Schleuder.

Ehemaliger Bergarbeiter (60):

Ich habe noch in den 80er Jahren bei der Wismut gelernt. Bergbau war eine einmalige Erfahrung für mich. Nach der Wende wurden wir entlassen und ich musste auf der Suche nach Arbeit in den Westen rüber. Doch ich vermisse den Bergbau und die Kameradschaft. Das Erzgebirge war immer eine Bergbauregion, das sagt doch schon der Name. Mit dem Abbau von seltenen Erden haben wir jetzt eine einmalige Chance, die Region wieder nach vorn zu bringen und aus dieser Lethargie zu kommen. Packen wir es an!

Abteilungsleiterin Rohstoffe im Bundeswirtschaftsministerium (50):

Der Weltmarkt ist ein Schlachtfeld. Einzelne Länder und Machtblöcke ringen unerbittlich um den exklusiven Zugang zu wichtigen Rohstoffen, um mehr Einfluss zu erlangen. Mit dem Zugang könne sie ihre eigene Wirtschaft stärken und die Konkurrenz schwächen. Ohne kritische Rohstoffe reißen Lieferketten, deutsche Firmen können nicht mehr produzieren und der Wohlstand in Deutschland sinkt. Das hat man doch bei Corona gesehen. So stammen momentan 98% aller seltenen Erden, die in Europa benötigt werden, aus China. Wir sind gerade abhängig wie ein Junkie und somit leicht beeinflussbar von auswärtigen Mächten, die nicht in unserem Interesse handeln. Mit dem eigenen Abbau wären wir unabhängiger und hätten eine Reserve, falls jemand droht die Einfuhr zu beschränken. Deshalb müssen wir Opfer bringen.

Rentner aus Bergbauort (65):

Ich habe mir nach der Wende meine Existenz neu aufgebaut, das Haus renoviert, dann das Hochwasser 2002. Schäden am Haus, wieder neu angefangen. Jetzt will ich einen ruhigen Lebensabend in meinem Garten verbringen. Und dann planen die eine Halde direkt in der Nachbarschaft! Mein Grundstück verliert massiv an Wert, die Aussicht ist versaut und die Umwelt auch. Ich kann das Gelapp von grüner Wende nicht mehr hören! Wirklich schlau! Man will nur seine Ruhe haben und kriegt Nackenschlag auf Nackenschlag!

Sächsischer Bergbeamter (37):

Grundlage unseres behaglichen Lebens sind Rohstoffe aus dem Bergbau. Ohne diese Rohstoffe kann keine Industrie in unserem Land funktionieren, damit sind sie die Stützen unserer Wirtschaft. Bei einer Deindustrialisierung des Landes verlieren wir alle an Wohlstand, da kann sich auch niemand mehr Tourismus leisten. Da weltweit Rohstoffe für Milliarden Menschen benötigt werden, ist der Abbau in Sachsen für uns alle notwendig. Speziell Hochtechnologierohstoffe für die Halbleiterindustrie sind im Freistaat reichlich vorhanden, die der Schlüssel für die Zukunft darstellen. Hier gibt es ein striktes Bergrecht, das weltweit die strengsten Auflagen zum Schutz der Bevölkerung und Umwelt hat. Wir haben hier fast 500 Jahre Erfahrung und werden die Geschichte weiterschreiben.

Bürgermeister im Ort (45):

Es stimmt, dass der Bergbau jahrhundertelang unsere Gemeinde geprägt hat und wir freuen uns immer auf die Bergparade im Advent. Doch als Bürgermeister muss ich zum Wohle der Bürger meiner Gemeinde im hier und jetzt entscheiden! Seit Jahrzehnten müssen wir die Folgen des Bergbaus für die Landschaft eindämmen und fördern den Tourismus im Ort, mittlerweile ganzjährig. Dafür braucht es schöne Natur. Der Abbau von Lithium belastet diese Natur und vor allem unsere Infrastruktur. Wir müssen doppelt so viel Geld für Straßenreparaturen aufwenden, Geld das woanders im Haushalt fehlt. Wegen dem Bergrecht kriegen wir kaum Steuereinnahmen von dem Bergbauunternehmen, das bekommt das Land. Und zusätzliche Arbeitsplätze brauchen wir auch nicht, wir finden doch schon jetzt nicht genug qualifizierte Bewerber in der Gastro, in der medizinischen Versorgung und in der Schule. Wir müssen draufzahlen!

Bergbauunternehmer (53):

Der moderne Bergbau heute ist komplett anders als der vor 35 Jahren in der DDR. Er ist umweltfreundlicher und technologisch fortgeschrittener. Viele Vorgänge finden mittlerweile automatisch statt und es gibt hier in Sachsen großes Know-how bei der Weiterentwicklung. Dank der hohen Rohstoffpreise weltweit lohnt sich für unser internationales Unternehmen ein Abbau im Erzgebirge und wir können hier ein Musterbergwerk schaffen, das auf dem neusten Stand ist. Die ganzen Auflagen des Freistaates bremsen uns gerade, doch wissen wir, dass das Einhalten Akzeptanz bei der Bevölkerung schafft. Wir bringen der Gemeinde neue gut bezahlte Arbeitsplätze, vom Ingenieur bis zur Servicekraft. Auch greifen wir gerne die Gemeinde bei Förderanträgen unter die Arme. Klar wollen wir auch Geld verdienen – müssen wir ja, sonst springen uns die Investoren ab. Die Einwohner können sich mit dem Kauf von unseren Aktien an dem Wohlstand beteiligen. Und, ehrlich gesagt: Über Geld für die örtlichen Schulen und das Freibad können wir bestimmt auch reden, wenn es erstmal läuft.

NGO-Mitarbeiterin (32):

Aktuell betreibt jeder Einzelne von uns Rohstoff-Kolonialismus und blendet die Folgen weltweit aus. Außer wenn Kinderarbeit in den Bergwerken des armen Südens als Argument gegen die Anschaffung eines E-Bikes oder E-Autos herhalten müssen. In den Ländern in Südamerika, Afrika und Asien arbeiten die Menschen in oft korrupten Systemen zu Hungerlöhnen und mit kümmerlichem Arbeitsschutz. Die Folgen für die lokale Umwelt sind verheerend, da der Profit an erster Stelle steht. Anstatt auf eine Verbesserung der Arbeitsbedingungen zu pochen und faire Preise durchzusetzen, kümmern sich reiche Staaten lieber um die Exklusivrechte. Die Menschen dort fühlen sich hintergangen und empfinden die Betonung des Westens auf den grünen Wandel als heuchlerisch. Wir befinden uns noch auf einer Insel der Seligen und blenden all das aus.

Stimme jetzt ab!

Soll der Bergbau im Erzgebirge in den nächsten Jahren wiederbelebt werden?
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  1. 0 Prolog - Glänzende Aussichten
  2. 1 Wissen und Können
  3. 2 Reich & mächtig
  4. 3 Ausbeutung
  5. 4 Bergbau-Tradition
  6. 5 Epilog
0%
Infos

Silberglanz & Kumpeltod

Die Bergbau-Ausstellung

Unsere gesamte Zivilisation fußt auf Bergbau. Seit Jahrtausenden verwenden Menschen Metalle für alle Bereiche des Lebens, ob zur Herstellung von Schmuck, Waffen oder Werkzeug. Ist diese Zivilisation eigentlich eine positive Errungenschaft? Hat der „Fortschritt“, den der Bergbau mit ermöglicht und mitgeprägt hat, nicht auch gewaltige negative Folgen? Wie unter dem Vergrößerungsglas zeigt der Bergbau Glanz und Elend unserer Art zu leben und zu wirtschaften. Dem Mut, dem Fleiß und der Kreativität der Bergleute stand oft Rücksichtslosigkeit gegen Mitmenschen und Natur gegenüber.

Gerade im nahen Erzgebirge treten diese Widersprüche seit über 800 Jahren deutlich zu Tage. Folgen Sie uns auf eine kulturgeschichtliche Reise durch einen Wirtschaftszweig, der uns alle mehr geprägt hat, als wir ahnen!

Ticket Sonderausstellung:

Regulär 9€
Ermäßigt* 6€

*Studierende, Schüler:innen ab 17 Jahren, Bundesfreiwilligendienstleistende, Schwerbehinderte, Bürgergeld-Empfänger:innen, jeweils mit Nachweis, Inhaber:innen des Chemnitz Pass und der Danke-Card

  • Überblicksführung:
    Jeden Samstag 15 Uhr | Teilnahme kostenfrei (Sie zahlen nur den Eintritt in die Sonderausstellung, unter 17 J. Eintritt frei)
  • Familienführung
    So., 17.11. und 15.12., jeweils 10:30 Uhr | Dauer 60 Minuten | Teilnahme kostenfrei (Sie zahlen nur den Eintritt in die Sonderausstellung, unter 17 J. Eintritt frei)
  • Steigerstube Kreativwerkstatt:
    Jeden Samstag und Sonntag 12-16 Uhr | Spiel- und Bastelangebote | Kosten: 1€ Material pro Person
  • Foyerausstellung „Weihnachtsberge – eine Welt daheeme“:
    29.11.24 – 02.02.25 im Foyer des smac | Eintritt frei | Kuratorenfürhung am 12.12., 16:30 Uhr
  • Vorträge zur Sonderausstellung:
    07.11., 18:00 Uhr Georgius Agricola. Was Chemnitzer im Kulturhauptstadtjahr über Agricola wissen müssen, um sich nicht vor ihren Gästen zu blamieren. Referent: Prof. Dr. Friedrich Naumann, TU Chemnitz | 21.11., 18:00 Uhr Fundgrube Bergmannssprache. Das Wort des Berg- und Hüttenmanns als Wahrer deutscher Sprachentwicklung. Referent: Heino Neuber, KohleWelt Oelsnitz/Erzg.
  • Mythen und Märchen zur Sonderausstellung mit Jan Deicke:
    24.11., 14:00 Uhr | Geeignet für Kinder ab 4 Jahren | Kosten 1 € p.P. + Eintritt in die Sonderausstellung (unter 17 J. Eintritt frei)
  • Anbändeln unter Tage | Mitmach-Format für Kultur-Singles
    Do 28.11., 17:30 Uhr | mit Getränk zur Begrüßung, Führung und Gespräch | Dauer ca. 90 Minuten | Kosten 4 € + Eintritt in die Dauerausstellung | Anmeldung erforderlich unter: buchung@smac-shop.de
Die Ausstellung in 180-Grad

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