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Reich und mächtig

Gemälde von Anna, Maria und Jesus


Bergbau war gefährlich.
Es gab oft Unfälle und Krankheiten.
Deshalb glaubten viele Berg-Leute besonders stark an Gott.
Sie haben gehofft, dass der Glaube sie schützt.

Dieses Gemälde zeigt Jesus, seine Mutter Maria
und seine Großmutter Anna.
Hinter ihnen ist eine Landschaft mit Bergbau.

Das Bild ist aus einer Kirche in der Slowakei.
Dort lebten viele Berg-Leute.
Viele Berg-Leute haben Anna angebetet.
Der Maler wollte zeigen:
Anna, Maria und Jesus beschützen die Berg-Leute.

Das Gemälde ist über 500 Jahre alt.
Der Maler ist unbekannt.
Das Bild zeigt eine illustrierte Landschaft

Wer Rohstoffe kontrolliert, kann damit Macht ausüben. Schon Bergwerke in der Bronzezeit haben ihren Besitzern Wohlstand gebracht. Von dem aus dem Bergbau gewonnenen Reichtum profitieren verschiedene gesellschaftliche Gruppen.

Die Frage von Macht und Bergbau ist dabei eine doppelte: Wer kontrolliert den Bergbau (und erhält dadurch wesentliche Teile des Reichtums) und wie verändert umgekehrt der erworbene Reichtum die gesellschaftlichen Machtverhältnisse?

Bronze horten

Das Bild zeigt gebündelte Bronzebarren. Die Farbe der Barren ist grün-blau. Ein beiges Band hält die Bündel zusammen.

Der Hort von Oberding, von dem wir hier etwa ein Viertel zeigen, gehört zu den eindrucksvollsten bronzezeitlichen Depotfunden. Er war in 80 Bündeln von meist zehn gleich schweren Spangenbarren niedergelegt worden, was an Werteinheiten denken lässt. Handelte es sich hier um ein Opfer als Zahlung an die Götter?

Zu sehen ist ein mit Gold und Edelsteinen verziertes Zepter als Symbol von Macht und Reichtum.

Münzsorten & Bergbaugebiete

Silber war im Mittelalter das bei weitem wichtigste Münzmetall. Die Markgrafen von Meißen hatten das Recht, daraus Münzen zu schlagen. Diese Kombination kam der modernen „Lizenz zum Gelddrucken“ gleich. Durch Handel verbreiteten sich nicht nur die Münzen, sondern auch ihre Namen.

Ein gutes Beispiel ist der „Groschen“. Als „Grossus Denarius“ (dicker Pfennig) ab 1266 in Tours geprägt, wurde er im deutschen Sprachraum vor allem durch Prägungen dieses Namens aus Tirol (Graf Meinhard II., Meran, ab 1271), Böhmen (Wenzel II., Kuttenberg, ab 1300) und Meißen (Friedrich II., Freiberg, ab 1338) verbreitet. Aus dem Joachimsthaler (ab 1519/29) wurde der Taler und letztendlich der Dollar.

Die Forschung geht weiter: Metallanalysen konnten jüngst nachweisen, dass die Bergwerke im französischen Melle eine wichtige Silberquelle für die karolingischen Denare/Pfennige waren.

Meißner Groschen

Diese Münze heißt: Meißner Groschen.
Sie ist fast 700 Jahre alt.
Die Münze ist aus Silber.
Es kommt aus dem Erzgebirge.
Das Silber gehörte dem Mark-Graf von Meißen.
Das war der Herrscher.
Das Silber hat ihn und viele andere Menschen reich gemacht.
Aber es war auch gut für die Wirtschaft, Kunst und Kultur.

Silberglanz & Sachsens Gloria

Der Aufstieg der Wettiner zu einer der mächtigsten Dynastien in Europa wäre ohne den Bergbau in ihrem Machtbereich auf dem Gebiet des heutigen Sachsen nicht möglich gewesen. Seit dem 12. Jahrhundert erzielten die Wettiner durch den Abbau von Erzen hohe Einkünfte. Diese speisten sich aus Steuern wie dem Bergzehnt, direkten Bergwerksbeteiligungen sowie aus Überschüssen der Münzstätten, da alles Silber unter Marktpreis an die fürstlichen Münzstätten verkauft werden musste.

Die Ressourcen verwendeten die Wettiner zum Ausbau ihrer Macht gegenüber rivalisierenden Adelsfamilien. Um die daraus resultierende Stärke zu demonstrieren, unterhielten sie über Jahrhunderte hinweg eine prunkvolle Hofhaltung und ließen Residenzen bauen. Die reiche sächsische Burgen- und Schlösserlandschaft wären ohne die Erträge aus dem Bergbau nicht möglich gewesen.

Das schlägt sich auch in Kunstwerken nieder: Diese aus einer Barockperle entwickelte Figur zeigt einen Sänger mit Cister (im weitesten Sinne eine Gitarre) im typisch grünen Schachthut, dem außen rot gefärbten Hinterleder und den Kniebügeln, wie sie die ‚Churfürstlichen Bergsänger‘ trugen, die seit 1693 zur Unterhaltung am sächsischen Hof und bei Festivitäten auftraten.

Bergkanne für einen Harzer Berghauptmann, vergoldetes Silber 1661-1666 Montanhistorisches Dokumentationszentrum beim Deutschen Bergbau-Museum Bochum. Foto: smac, Aufnahme: Annelie Blasko
Bergkanne für einen Harzer Berghauptmann, vergoldetes Silber 1661-1666 Montanhistorisches Dokumentationszentrum beim Deutschen Bergbau-Museum Bochum. Foto: smac, Aufnahme: Annelie Blasko

Die Fürsten als erste Bergmänner ihres Staates

Kein anderes Adelsgeschlecht hatte eine so intensive Beziehung zum Bergbau wie die sächsischen Wettiner. Die reichen Bodenschätze waren ein Eckpfeiler ihrer Herrschaft. Bis ins 17. Jahrhundert hatte der Bergbau sogar eine religiöse Bedeutung: Das Auffinden immer neuer Erzlagerstätten wurde als Bestätigung gedeutet, dass Gott die Dynastie unterstützt. Dieser Segen an Erzen sei nur durch ein gottgefälliges Leben aller Beteiligten bis hoch zum Fürsten möglich. Dementsprechend sahen sich die Wettiner als erste Bergleute des Landes.

Das Bild zeigt eine silber-braune Barte. Am Beil sowie am Griff sind aufwendige Verzierungen und Silber und Gold sichtbar.
Das Bild zeigt einen Scan eines Buches.

Bergordnungen waren für die Fürsten das Instrument zur Durchsetzung ihrer Regeln im Bergbau, die Rechte und Pflichten aller dort Beteiligten festhielt. 1509 erließ Herzog Georg (1471-1539) die Bergordnung für Annaberg. Zur Optimierung mit Erfahrungen aus der Praxis gaben Beamte und Gewerke dazu Rückmeldung. 1510 erschien die aktualisierte Fassung.

Stützen der Macht: Die Bergbeamten

Damit die Interessen und Vorgaben des Landesherrn vor Ort umgesetzt wurden, entstand in Sachsen eine fein gegliederte Bergverwaltung. In dieser arbeiteten sogenannte Berg- und Hüttenbeamte als Interessensvertreter des Fürsten. Als Autoritäten vor Ort kam ihnen spätestens durch das sächsische Direktionsprinzips im 16. Jahrhundert eine Schlüsselrolle zu. Nach diesem war zwar privates Kapital gewünscht, aber alle wichtigen betriebswirtschaftlichen Entscheidungen der Bergwerke wurden von der kurfürstlichen Verwaltung getroffen.

Das Bild zeigt eine Karte eines Schlosses mit untertätigen Bergwerksanlagen im Tal darunter.
Das Bild zeigt ein Portrait von Friedrich Anton von Heynetz. Er trägt eine prachtvolle rote Uniform.

Stolz und in einer prachtvollen Uniform gekleidet, die er selbst mit entworfen hat, blickt uns Friedrich Anton von Heynitz (1725-1802) an. Er verkörpert den Standesstolz der Bergbeamten, die seit über 200 Jahren den Bergbau in Sachsen organisierten. Heynitz war zeitweise oberster Bergbeamte und an der Gründung der Freiberger Bergakademie beteiligt.


Friedrich Anton Graf von Heynitz

Dieses Bild zeigt Friedrich Anton von Heynitz.
Er lebte vor über 200 Jahren.
Dieser Mann hat die Bergbau-Schule in Freiberg mitgegründet.
Außerdem war er der Chef der sächsischen Berg-Werke.
Auf dem Bild trägt er eine prächtige Uniform.
Er hat sich selbst überlegt, wie sie aussehen soll.
Damit zeigte er, wie wichtig er war.
Das Bild zeigt eine Bergparade

Bergparaden & Rangabzeichen

Bergparaden sind Aufzüge von Berg- und Hüttenleuten in Marschformation. Solche Paraden gab es in Sachsen seit dem 16. Jahrhundert. Sie hatten vielschichtige Bedeutungen: Die Bergleute konnten sich als wichtiger Bestandteil der Gesellschaft öffentlich präsentieren. Gleichzeitig waren die Paraden aber auch eine Machtdemonstration des Fürsten, in dessen Auftrag die Bergleute marschierten.

Im Laufe der Jahrhunderte wurde immer genauer geregelt, welcher Bergmann mit welcher Uniform an welcher Stelle in der Parade zu laufen hatte. So wurden die Paraden zu einem Abbild der gesellschaftlichen Verhältnisse im Bergbau. Für den einzelnen Bergmann verbanden sich damit Stolz und Unterordnung zugleich.

Inszenierung der Macht

Von dem ersten nachweislichen Aufzug 1554 in Freiberg bis zum Ende der Monarchie 1918 nahmen die Wettiner unzählige Bergparaden ab oder ritten selbst mit. Einerseits zeigten sie damit einfachen Bergleuten wie hohen Bergbeamten ihre enge Verbundenheit. Andererseits demonstrierten die Wettiner damit aber auch nach außen, welche Macht und welchen Reichtum Ihnen der Bergbau einbrachte.

Das Bild ist geteilt in vier Ebenen und zeigt eine Bergparade. Teilnehmer der Parade sind viele kleine geschnitzte Figuren.
Das Bild ist geteilt in vier Ebenen und zeigt eine Bergparade. Teilnehmer der Parade sind viele kleine geschnitzte Figuren.
Das Bild ist geteilt in vier Ebenen und zeigt eine Bergparade. Teilnehmer der Parade sind viele kleine geschnitzte Figuren.
Das Bild ist geteilt in vier Ebenen und zeigt eine Bergparade. Teilnehmer der Parade sind viele kleine geschnitzte Figuren.

1719 heiratete der sächsische Kurprinz Friedrich August die Kaisertochter Maria Josepha. Damit gelang seinem Vater August dem Starken die Anbindung der Wettiner an das Kaiserhaus. Dementsprechend ließ er den Brauteinzug in Dresden pompös feiern. Höhepunkt war das Saturnusfest bei dem ca. 1.600 Bergleute vor dem europäischen Hochadel aufmarschierten.

Barten als Rangabzeichen

Wichtigstes Würdezeichen der Bergleute bei den Paraden waren die Bergbarten. Es handelt sich dabei um Zierbeile, deren Ursprung als Werkzeug oder Waffe nicht geklärt ist. Die großen Köpfe ließen viel Raum für reiche Verzierungen.

Für Fürsten und hohe Bergbeamte wurden spezielle Bergbarten als Geschenk oder als Zeichen ihrer Amtswürde angefertigt. Entsprechend des hohen Rangs ihrer Besitzer waren sie zumeist aus wertvollen Materialien und in dekorative Formen hergestellt. Hinzu kamen aufwendige Einlegearbeiten und Gravuren, die die Zierbeile einzigartig machten.

Das Bild zeigt eine Barte auf Metall mit prunkvollen Verzierungen.

Warum das Bergrecht so wichtig ist

Das Bild zeigt eine illustrierte Landschaft
Design: VERDANDI GmbH

Recht dient dazu, Konflikte zu entschärfen oder gar nicht erst entstehen zu lassen. In deutschsprachigen Bergbauregionen entstanden seit dem 12. Jahrhundert eigene Bergrechte, die im Laufe der Jahrhunderte immer weiterentwickelt wurden.

Bergbautreibende erhielten in diesen Rechten eine relativ vorteilhafte gesellschaftliche Stellung. Sie wurden in vielen Bereichen Stadtbürgern gleichgestellt. Die jeweiligen Landesherren wollten damit Bergleute ins Land locken.

Aufgeschriebene Bergrechte wurden von Ort zu Ort weitergegeben und jeweils an die örtlichen Gegebenheiten angepasst. Einflussreich in ganz Mittel- und Osteuropa wurde insbesondere das Freiberger Bergrecht.

Innovative Finanzprodukte

Das Bergbau-Geschäft war riskant. Das galt – in finanzieller Hinsicht – auch für Investoren. Historiker schätzen, dass mehr als 90 Prozent der erzgebirgischen Bergwerke keine nennenswerten Erträge brachten. Dafür machten einige wenige Minen ihre Eigentümer förmlich über Nacht reich.

So ging man im späten Mittelalter im Harz und im Erzgebirge dazu über, das Eigentum an Bergwerken aufzuteilen. Dies machte die Investition im Bergbau attraktiver, weil der einzelne Kapitalgeber sein Geld leichter auf mehrere Gruben verteilten konnte.

Die einzelnen Anteile, typischerweise 128 Stück pro Bergwerk, wurden als „Kux“ bezeichnet. Anders als bei modernen Aktien brachte der Erwerb eines Kuxes allerdings die Pflicht mit sich, Kapital nachzuschießen, solange ein Bergwerk sich nicht selbst trug. Dieses Nachschießen wurde als „Zubuße“ bezeichnet.

Erfolg und Misserfolg im Bergbau erschienen den Menschen als weitgehend zufällig. Die Figur eines Zubußboten aus Freiberg steht für den Misserfolg: Er fordert von den Bergwerkseignern die Zubuße ein, damit der Bergbau weitergehen kann.

Das Bild zeigt eine Figur eines Boten. Er steht auf einem Stein und trägt eine Uniform. Sein Gesicht wirkt entstellt.
  1. 0 Prolog - Glänzende Aussichten
  2. 1 Wissen und Können
  3. 2 Reich & mächtig
  4. 3 Ausbeutung
  5. 4 Bergbau-Tradition
  6. 5 Epilog
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Infos

Silberglanz & Kumpeltod

Die Bergbau-Ausstellung

Unsere gesamte Zivilisation fußt auf Bergbau. Seit Jahrtausenden verwenden Menschen Metalle für alle Bereiche des Lebens, ob zur Herstellung von Schmuck, Waffen oder Werkzeug. Ist diese Zivilisation eigentlich eine positive Errungenschaft? Hat der „Fortschritt“, den der Bergbau mit ermöglicht und mitgeprägt hat, nicht auch gewaltige negative Folgen? Wie unter dem Vergrößerungsglas zeigt der Bergbau Glanz und Elend unserer Art zu leben und zu wirtschaften. Dem Mut, dem Fleiß und der Kreativität der Bergleute stand oft Rücksichtslosigkeit gegen Mitmenschen und Natur gegenüber.

Gerade im nahen Erzgebirge treten diese Widersprüche seit über 800 Jahren deutlich zu Tage. Folgen Sie uns auf eine kulturgeschichtliche Reise durch einen Wirtschaftszweig, der uns alle mehr geprägt hat, als wir ahnen!

Ticket Sonderausstellung:

Regulär 9€
Ermäßigt* 6€

*Studierende, Schüler:innen ab 17 Jahren, Bundesfreiwilligendienstleistende, Schwerbehinderte, Bürgergeld-Empfänger:innen, jeweils mit Nachweis, Inhaber:innen des Chemnitz Pass und der Danke-Card

  • Überblicksführung:
    Jeden Samstag 15 Uhr | Teilnahme kostenfrei (Sie zahlen nur den Eintritt in die Sonderausstellung, unter 17 J. Eintritt frei)
  • Familienführung
    So., 17.11. und 15.12., jeweils 10:30 Uhr | Dauer 60 Minuten | Teilnahme kostenfrei (Sie zahlen nur den Eintritt in die Sonderausstellung, unter 17 J. Eintritt frei)
  • Steigerstube Kreativwerkstatt:
    Jeden Samstag und Sonntag 12-16 Uhr | Spiel- und Bastelangebote | Kosten: 1€ Material pro Person
  • Foyerausstellung „Weihnachtsberge – eine Welt daheeme“:
    29.11.24 – 02.02.25 im Foyer des smac | Eintritt frei | Kuratorenfürhung am 12.12., 16:30 Uhr
  • Vorträge zur Sonderausstellung:
    07.11., 18:00 Uhr Georgius Agricola. Was Chemnitzer im Kulturhauptstadtjahr über Agricola wissen müssen, um sich nicht vor ihren Gästen zu blamieren. Referent: Prof. Dr. Friedrich Naumann, TU Chemnitz | 21.11., 18:00 Uhr Fundgrube Bergmannssprache. Das Wort des Berg- und Hüttenmanns als Wahrer deutscher Sprachentwicklung. Referent: Heino Neuber, KohleWelt Oelsnitz/Erzg.
  • Mythen und Märchen zur Sonderausstellung mit Jan Deicke:
    24.11., 14:00 Uhr | Geeignet für Kinder ab 4 Jahren | Kosten 1 € p.P. + Eintritt in die Sonderausstellung (unter 17 J. Eintritt frei)
  • Anbändeln unter Tage | Mitmach-Format für Kultur-Singles
    Do 28.11., 17:30 Uhr | mit Getränk zur Begrüßung, Führung und Gespräch | Dauer ca. 90 Minuten | Kosten 4 € + Eintritt in die Dauerausstellung | Anmeldung erforderlich unter: buchung@smac-shop.de
Die Ausstellung in 180-Grad

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