Reich und mächtig
Wer Rohstoffe kontrolliert, kann damit Macht ausüben. Schon Bergwerke in der Bronzezeit haben ihren Besitzern Wohlstand gebracht. Von dem aus dem Bergbau gewonnenen Reichtum profitieren verschiedene gesellschaftliche Gruppen.
Die Frage von Macht und Bergbau ist dabei eine doppelte: Wer kontrolliert den Bergbau (und erhält dadurch wesentliche Teile des Reichtums) und wie verändert umgekehrt der erworbene Reichtum die gesellschaftlichen Machtverhältnisse?
Bronze horten
Der Hort von Oberding, von dem wir hier etwa ein Viertel zeigen, gehört zu den eindrucksvollsten bronzezeitlichen Depotfunden. Er war in 80 Bündeln von meist zehn gleich schweren Spangenbarren niedergelegt worden, was an Werteinheiten denken lässt. Handelte es sich hier um ein Opfer als Zahlung an die Götter?
Münzsorten & Bergbaugebiete
Silber war im Mittelalter das bei weitem wichtigste Münzmetall. Die Markgrafen von Meißen hatten das Recht, daraus Münzen zu schlagen. Diese Kombination kam der modernen „Lizenz zum Gelddrucken“ gleich. Durch Handel verbreiteten sich nicht nur die Münzen, sondern auch ihre Namen.
Ein gutes Beispiel ist der „Groschen“. Als „Grossus Denarius“ (dicker Pfennig) ab 1266 in Tours geprägt, wurde er im deutschen Sprachraum vor allem durch Prägungen dieses Namens aus Tirol (Graf Meinhard II., Meran, ab 1271), Böhmen (Wenzel II., Kuttenberg, ab 1300) und Meißen (Friedrich II., Freiberg, ab 1338) verbreitet. Aus dem Joachimsthaler (ab 1519/29) wurde der Taler und letztendlich der Dollar.
Die Forschung geht weiter: Metallanalysen konnten jüngst nachweisen, dass die Bergwerke im französischen Melle eine wichtige Silberquelle für die karolingischen Denare/Pfennige waren.
Silberglanz & Sachsens Gloria
Der Aufstieg der Wettiner zu einer der mächtigsten Dynastien in Europa wäre ohne den Bergbau in ihrem Machtbereich auf dem Gebiet des heutigen Sachsen nicht möglich gewesen. Seit dem 12. Jahrhundert erzielten die Wettiner durch den Abbau von Erzen hohe Einkünfte. Diese speisten sich aus Steuern wie dem Bergzehnt, direkten Bergwerksbeteiligungen sowie aus Überschüssen der Münzstätten, da alles Silber unter Marktpreis an die fürstlichen Münzstätten verkauft werden musste.
Die Ressourcen verwendeten die Wettiner zum Ausbau ihrer Macht gegenüber rivalisierenden Adelsfamilien. Um die daraus resultierende Stärke zu demonstrieren, unterhielten sie über Jahrhunderte hinweg eine prunkvolle Hofhaltung und ließen Residenzen bauen. Die reiche sächsische Burgen- und Schlösserlandschaft wären ohne die Erträge aus dem Bergbau nicht möglich gewesen.
Das schlägt sich auch in Kunstwerken nieder: Diese aus einer Barockperle entwickelte Figur zeigt einen Sänger mit Cister (im weitesten Sinne eine Gitarre) im typisch grünen Schachthut, dem außen rot gefärbten Hinterleder und den Kniebügeln, wie sie die ‚Churfürstlichen Bergsänger‘ trugen, die seit 1693 zur Unterhaltung am sächsischen Hof und bei Festivitäten auftraten.
Die Fürsten als erste Bergmänner ihres Staates
Kein anderes Adelsgeschlecht hatte eine so intensive Beziehung zum Bergbau wie die sächsischen Wettiner. Die reichen Bodenschätze waren ein Eckpfeiler ihrer Herrschaft. Bis ins 17. Jahrhundert hatte der Bergbau sogar eine religiöse Bedeutung: Das Auffinden immer neuer Erzlagerstätten wurde als Bestätigung gedeutet, dass Gott die Dynastie unterstützt. Dieser Segen an Erzen sei nur durch ein gottgefälliges Leben aller Beteiligten bis hoch zum Fürsten möglich. Dementsprechend sahen sich die Wettiner als erste Bergleute des Landes.
Bergordnungen waren für die Fürsten das Instrument zur Durchsetzung ihrer Regeln im Bergbau, die Rechte und Pflichten aller dort Beteiligten festhielt. 1509 erließ Herzog Georg (1471-1539) die Bergordnung für Annaberg. Zur Optimierung mit Erfahrungen aus der Praxis gaben Beamte und Gewerke dazu Rückmeldung. 1510 erschien die aktualisierte Fassung.
Stützen der Macht: Die Bergbeamten
Damit die Interessen und Vorgaben des Landesherrn vor Ort umgesetzt wurden, entstand in Sachsen eine fein gegliederte Bergverwaltung. In dieser arbeiteten sogenannte Berg- und Hüttenbeamte als Interessensvertreter des Fürsten. Als Autoritäten vor Ort kam ihnen spätestens durch das sächsische Direktionsprinzips im 16. Jahrhundert eine Schlüsselrolle zu. Nach diesem war zwar privates Kapital gewünscht, aber alle wichtigen betriebswirtschaftlichen Entscheidungen der Bergwerke wurden von der kurfürstlichen Verwaltung getroffen.
Stolz und in einer prachtvollen Uniform gekleidet, die er selbst mit entworfen hat, blickt uns Friedrich Anton von Heynitz (1725-1802) an. Er verkörpert den Standesstolz der Bergbeamten, die seit über 200 Jahren den Bergbau in Sachsen organisierten. Heynitz war zeitweise oberster Bergbeamte und an der Gründung der Freiberger Bergakademie beteiligt.
Bergparaden & Rangabzeichen
Bergparaden sind Aufzüge von Berg- und Hüttenleuten in Marschformation. Solche Paraden gab es in Sachsen seit dem 16. Jahrhundert. Sie hatten vielschichtige Bedeutungen: Die Bergleute konnten sich als wichtiger Bestandteil der Gesellschaft öffentlich präsentieren. Gleichzeitig waren die Paraden aber auch eine Machtdemonstration des Fürsten, in dessen Auftrag die Bergleute marschierten.
Im Laufe der Jahrhunderte wurde immer genauer geregelt, welcher Bergmann mit welcher Uniform an welcher Stelle in der Parade zu laufen hatte. So wurden die Paraden zu einem Abbild der gesellschaftlichen Verhältnisse im Bergbau. Für den einzelnen Bergmann verbanden sich damit Stolz und Unterordnung zugleich.
Inszenierung der Macht
Von dem ersten nachweislichen Aufzug 1554 in Freiberg bis zum Ende der Monarchie 1918 nahmen die Wettiner unzählige Bergparaden ab oder ritten selbst mit. Einerseits zeigten sie damit einfachen Bergleuten wie hohen Bergbeamten ihre enge Verbundenheit. Andererseits demonstrierten die Wettiner damit aber auch nach außen, welche Macht und welchen Reichtum Ihnen der Bergbau einbrachte.
1719 heiratete der sächsische Kurprinz Friedrich August die Kaisertochter Maria Josepha. Damit gelang seinem Vater August dem Starken die Anbindung der Wettiner an das Kaiserhaus. Dementsprechend ließ er den Brauteinzug in Dresden pompös feiern. Höhepunkt war das Saturnusfest bei dem ca. 1.600 Bergleute vor dem europäischen Hochadel aufmarschierten.
Barten als Rangabzeichen
Wichtigstes Würdezeichen der Bergleute bei den Paraden waren die Bergbarten. Es handelt sich dabei um Zierbeile, deren Ursprung als Werkzeug oder Waffe nicht geklärt ist. Die großen Köpfe ließen viel Raum für reiche Verzierungen.
Für Fürsten und hohe Bergbeamte wurden spezielle Bergbarten als Geschenk oder als Zeichen ihrer Amtswürde angefertigt. Entsprechend des hohen Rangs ihrer Besitzer waren sie zumeist aus wertvollen Materialien und in dekorative Formen hergestellt. Hinzu kamen aufwendige Einlegearbeiten und Gravuren, die die Zierbeile einzigartig machten.
Warum das Bergrecht so wichtig ist
Recht dient dazu, Konflikte zu entschärfen oder gar nicht erst entstehen zu lassen. In deutschsprachigen Bergbauregionen entstanden seit dem 12. Jahrhundert eigene Bergrechte, die im Laufe der Jahrhunderte immer weiterentwickelt wurden.
Bergbautreibende erhielten in diesen Rechten eine relativ vorteilhafte gesellschaftliche Stellung. Sie wurden in vielen Bereichen Stadtbürgern gleichgestellt. Die jeweiligen Landesherren wollten damit Bergleute ins Land locken.
Aufgeschriebene Bergrechte wurden von Ort zu Ort weitergegeben und jeweils an die örtlichen Gegebenheiten angepasst. Einflussreich in ganz Mittel- und Osteuropa wurde insbesondere das Freiberger Bergrecht.
Innovative Finanzprodukte
Das Bergbau-Geschäft war riskant. Das galt – in finanzieller Hinsicht – auch für Investoren. Historiker schätzen, dass mehr als 90 Prozent der erzgebirgischen Bergwerke keine nennenswerten Erträge brachten. Dafür machten einige wenige Minen ihre Eigentümer förmlich über Nacht reich.
So ging man im späten Mittelalter im Harz und im Erzgebirge dazu über, das Eigentum an Bergwerken aufzuteilen. Dies machte die Investition im Bergbau attraktiver, weil der einzelne Kapitalgeber sein Geld leichter auf mehrere Gruben verteilten konnte.
Die einzelnen Anteile, typischerweise 128 Stück pro Bergwerk, wurden als „Kux“ bezeichnet. Anders als bei modernen Aktien brachte der Erwerb eines Kuxes allerdings die Pflicht mit sich, Kapital nachzuschießen, solange ein Bergwerk sich nicht selbst trug. Dieses Nachschießen wurde als „Zubuße“ bezeichnet.
Erfolg und Misserfolg im Bergbau erschienen den Menschen als weitgehend zufällig. Die Figur eines Zubußboten aus Freiberg steht für den Misserfolg: Er fordert von den Bergwerkseignern die Zubuße ein, damit der Bergbau weitergehen kann.
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