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Silberglanz
& Kumpeltod

Die Bergbau Ausstellung
25.10.2024-29.06.2025

Bergmann hält ein Stück Silbererz in der Hand
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Prolog

Das Bild zeigt eine illustrierte Landschaft

Auf Paraden, geschnitztem Weihnachtsschmuck und sogar auf einem Altar begegnen sie uns noch heute: stolze Bergleute in schicken Uniformen. Der traditionsreiche Berufsstand prägte die Wirtschaft und Kultur des Erzgebirges an der Grenze von Sachsen und der Tschechischen Republik im doppelten Sinne. Denn aus dem abgebauten und aufbereiteten Silbererz wurden Münzen geprägt. Diese bildeten die Grundlage für den Reichtum des Landes, der noch heute im Grünen Gewölbe in Dresden zur Schau gestellt wird.

Die Ausstellung über den Bergbau fördert das zutage, was über Jahrtausende unter Tage vor sich ging. Sie lüftet die dunklen Geheimnisse der Bergleute von der Bronzezeit bis ins 21. Jahrhundert. So war der Bergbau immer auch ein Labor für technische, gesellschaftliche und wirtschaftliche Innovationen, die oft sehr lange nachwirken. Und wo bekommen wir eigentlich in der Zukunft die Rohstoffe her, um die anstehenden Transformationen zu bewältigen?

Glitzern im Berg

Das Bild zeigt einen angeschliffenen Achat mit mehreren Farbschichten: von einem tiefen Lila in Kristallen unten über ein Weiß in Kristallen in der Mitte hin zu einem rötlichen Braun in kleinen Wellen oben.

Chalzedon (Achat)

Das Bild zeigt einen spiegelnd angeschnittenen Achat in einem rötlichen Braun. Der Stein hat an zwei Stellen kleine Hohlräume bzw. Einkerbungen.

Chalzedon (Achat)

Das Bild zeigt einen länglichen Quarz in verschiedenen Lila-Tönen. An manchen Stellen glänzt er metallisch.

Quarz (Amethyst)

Das Bild zeigt einen angeschliffenen Quarz in lila, dessen Muster an eine Rosette erinnert.

Quarz (Amethyst)

Das Bild zeigt einen Quarz in hellen Lila-Tönen.

Quarz (Amethyst)

Das Bild zeigt einen rundlichen angeschnittenen Achat in verschieden orangefarbenen und helleren Ringen.

Chalzedon (Achat)

Das Bild zeigt einen Edelstein in tiefem Rot, der aussieht wie viele kleine Granatapfel-Kerne, die auf einem Haufen liegen.

Pyrop (Granat)

Das Bild zeigt einen Edelstein, der aus vielen kleinen leuchtend grünen Bläschen zu bestehen scheint.

Malachit

Das Bild zeigt einen Edelstein, der zur Hälfte aus einem hellen Aqua-Ton und zu anderen Hälfte aus einem tiefen Blau besteht.

Azurit (mit Malachit)

Das Bild zeigt einen rundlichen Brocken Eisenerz. An den Rändern leuchtet er rotbraun, in der Mitte glänzt er silbrig.

Hämatit (Eisenerz)

Was die Menschen vor Jahrtausenden dazu gebracht hat, sich in die Berge hineinzugraben, um dort mineralische Rohstoffe abzubauen, können wir nicht sicher wissen. Offenbar waren es schöne Dinge – glitzernde Mineralien, Farbstoffe – die die Aufmerksamkeit der Menschen erregten. Die ersten Metalle waren gediegenes, also „reines“, Kupfer und Gold, die durch ihren Glanz auffielen.

In Sachsen, insbesondere im Erzgebirge, lassen sich über und unter Tage verschiedenste Mineralien finden. Sie hatten zunächst wenig praktischen Zweck. Die Menschen schmückten und verschönerten sich damit. Durch Anschleifen wurden reizvolle Effekte erzeugt.

Als „Sächsischer Diamant“ sind die Topase aus dem Schneckenstein im Vogtland bekannt, die bis 1800 abgebaut wurden. Die Steine waren damals hochbegehrt und kamen sogar zu royalen Ehren. Mehr als 400 wurden 1761 in der eigens für die Krönung des britischen Königs Georg III. geschaffenen Krone seiner Frau, Königin Charlotte, verwendet.

Das Bild zeigt eine Collage aus zwei Ölgemälden im Hochformat. Sie zeigen einen Mann und eine Frau in prachtvollen Roben. Die Frau hält mit ihrer linken Hand eine Krone auf einem Kissen neben uhr fest, Sie ist mit vielen Steinen besetzt.
Das Bild zeigt eine Collage aus zwei Ölgemälden im Hochformat. Sie zeigen einen Mann und eine Frau in prachtvollen Roben. Die Frau hält mit ihrer linken Hand eine Krone auf einem Kissen neben uhr fest, Sie ist mit vielen Steinen besetzt.

Topase

Das Bild zeigt zwei kleine gelbliche Edelsteine, die geschliffen sind.

Leihgeber: Senckenberg Naturhistorische Sammlungen Dresden – Archiv MMG

Schmuck aus dem Berg

Die meisten Metalle werden heute aus Erzen gewonnen. Am Beginn der Metallverarbeitung stand jedoch gediegenes Kupfer und Gold, die nicht verhüttet werden mussten. Aus ihnen konnte mit relativ einfachen Methoden wie Hämmern, Biegen und Schleifen attraktiver Schmuck hergestellt werden. Auch die ältesten Metallfunde aus Sachsen sind solche einfachen Schmuckstücke.

Macht zeigen

Das Bild zeigt einen silbernen Standfuß mit vielen Verzierungen, auf dem ein sehr kleinteiliges Diorama aus Erz sitzt. Es zeigt ein kleines Bergwerk und Bergleute. Das Diorama ist hoch und schmal.

Als „Handsteine“ werden repräsentative, aber eben handliche, Mineralstufen bezeichnet. Solche Stücke gelangten früh auch in fürstliche Sammlungen. Einige dieser natürlich entstandenen Schauobjekte wurden durch künstlerische Bearbeitung aufgewertet. Miniaturdarstellungen von Bergwerken oder auch biblischen Szenen ließen kleine Landschaften aus edlen Materialien entstehen. Diese Wunderkammerstücke demonstrierten die Verbundenheit des Fürsten zum Bergbau und unterstrichen seine Rolle als Herrscher über Land und Bodenschätze.

Das Bild zeigt einen Bergmann aus Metall, der in seiner Zunftkleidung die Hand zum Gruß reicht. Er trägt eine Barte auf dem Rücken und steht auf einem Brocken.

Im Umfeld des traditionellen Bergbaus in deutschsprachigen Gebieten entwickelte sich eine eigene Repräsentationskultur. Hohe Bergbeamte, Räte der Bergstädte, Knappschaften und Bergwerksgesellschaften ließen prächtige Trinkgefäße anfertigen, mit denen Gäste willkommen geheißen werden konnten; daraus leitet sich der Name für das Gefäß ab: Willkomm. Für besonders ertragreiche Bergwerke wurden Ausbeutemedaillen geprägt, selbstverständlich aus dem dort geförderten Silber. Diese Schaustücke stellten auch bildlich den Stolz auf die eigene Arbeits- und Lebenswelt dar.

Das Bild zeigt eine kleine Glasflasche in Form einer Birne. Sie steht auf einem mit Gold verzierten schwarzen Standfuß und hat einen ebenso gearbeiteten Verschluss oben. Innen sieht man ein kleines Diorama mit Steinen.

In der Flasche erklimmt ein winziger Bergmann einen Silberfaden. Darum gruppiert sind zahlreiche Mineralien aus dem Erzgebirge. Das Stück stammt aus der berühmten Sammlung der Leipziger Apothekerfamilie Linck und zeigt somit das Ausstrahlen fürstlicher Repräsentation auch in bürgerliche Kreise. Solche Flaschen werden auch Geduldsflaschen genannt und werden bereits seit fast 300 Jahren mit verschiedenen Motiven hergestellt; meist sind es religiöse oder Alltagsszenen.

Bergbau vor 500 Jahren

Aus der Zeit um 1500 sind wenige sehr anschauliche Bergbaudarstellungen aus der Buchmalerei überliefert. Sie zeigen wie Wimmelbilder viele der Arbeitsprozesse von der Auffindung der Erze bis zur Münzprägung. Die sogenannte „Kuttenberger Illumination“ stellt insbesondere die Verhältnisse im böhmischen Kuttenberg dar, der damals vielleicht wichtigsten Bergstadt in Mitteleuropa. Rechts in der Mitte sind Bergleute unter Tage zu sehen, zu entdecken sind Details wie eine Windmaschine. Am unteren Rand wird die dortige Münzprägestätte im Welschen Hof dargestellt. Da die Kuttenberger Illumination sehr lichtempfindlich ist, kann sie nur im Januar und Februar im Original präsentiert werden. In der restlichen Ausstellungszeit zeigen wir ein Faksimile.

Das Bild zeigt ähnlich einem Wimmelbild viele detailreiche Alltagsszenen aus dem Bereich Bergbau. Die colorierte Zeichnung stellt arbeitende Bergleute und Handwerker in einer Stadtkulisse aber auch Untertage und in Gebäuden dar.
Pferdegöpel zum Antrieb von Wasserkünsten
Ein Göpelwerk, wie es hier im Haus zu sehen ist, diente im Bergbau seit dem 14. Jahrhundert als Kraftmaschine zur Förderung von Erzen oder zum Wasserschöpfen. Der Antrieb mit Pferden ermöglichte auch in immer größeren Tiefen eine Lösung für das Wasserproblem. 
Erzverkauf
Ein profitables Bergwerk bringt seinem Besitzer mitunter in kürzester Zeit ökonomische und gesellschaftliche Macht, sofern er von vorn herein mit einer funktionierenden Verwaltung für Recht und Ordnung sorgt. Der Verkauf von gewonnenen Erzen wurde streng überwacht.
Erzwäsche
Nachdem das Erz zerkleinert wurde, trennt die anschließende Nassaufbereitung (Erzwaschen) das schwere Erz von Gesteinsresten. Oft haben Frauen, Kinder und alte Bergmänner Aufgaben wie diese übernommen.
Zerkleinern und Auslesen des Erzes
Wenn das Erz aus dem Bergwerk kommt, ist es noch nicht bereit für den Schmelzofen. Im ersten Schritt wird das Erz sortiert. Dann wird es zerkleinert (gepocht)– in den frühen Zeiten per Hand und später mithilfe von Maschinen.
Fördern mit der Haspel
Der Transport von Erzen und Materialien im Bergwerk erfolgte lange mit an Seilen gebundenen Behältern, sofern ein senkrechter Schacht vorhanden war. Mit einer Haspel, hier von zwei Bergleuten betrieben, wurde die Effizienz erhöht.
Hauer
Mit Hacke und Hammer in frühen Phasen des Bergbaus, zu Wismut-Zeiten dann mit der Bohrmaschine, löst der Hauer das Gestein aus dem Berg. Eine anstrengende und gefährliche Arbeit unter Tage; die Belastung mit Staub, Dämpfen und die körperliche Anstrengung bei fehlendem Tageslicht haben nicht selten früh zum Tod der Bergleute geführt.
Schmelzöfen
Die aufbereiteten Erze werden verhüttet bzw. geschmolzen. Alle damit verbundenen Arbeitsschritte gehören zum sogenannten Hüttenwesen. Aus den gewonnenen reinen Metallen oder Legierungen lassen sich Barren fertigen.
Ventilator
Ein ernstes Problem unter Tage ist die Versorgung mit Frischluft. Um die Arbeiter mit ausreichend Sauerstoff zu versorgen wurden separate Schächte angelegt, in denen der Luftzug durch verschiedene Techniken sichergestellt wurde. Zum Teil wurden Maschinen, wie dieser Ventilator verwendet. Einen Nachbau eines solchen (jedoch um einiges größeren) Ventilators aus dem tschechischen Kuttenberg zeigen wir in der Ausstellung.
Silberankauf
Mit der Entstehung und Verbreitung der Geldwirtschaft im mittelalterlichen Erzgebirge werden die im Bergbau gewonnenen Silberschätze für die Herstellung von Münzen immer wichtiger. Hat man das Recht auf Münzprägung, kommt es einer sprichwörtlichen Lizenz zum Gelddrucken gleich.
Münzschläger
Die Münzschläger oder Münzer bekommen die Metalle in Form von Barren angeliefert, schmelzen und gießen es in Platten und walzen es aus. Mit einem Prägestempel werden die Münzen dann ausgeschlagen und je nach vorgegebenem Gewicht zurechtgefeilt.
  1. 0 Prolog - Glänzende Aussichten
  2. 1 Wissen und Können
  3. 2 Reich & mächtig
  4. 3 Ausbeutung
  5. 4 Bergbau-Tradition
  6. 5 Epilog
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Infos

Silberglanz & Kumpeltod

Die Bergbau-Ausstellung

Unsere gesamte Zivilisation fußt auf Bergbau. Seit Jahrtausenden verwenden Menschen Metalle für alle Bereiche des Lebens, ob zur Herstellung von Schmuck, Waffen oder Werkzeug. Ist diese Zivilisation eigentlich eine positive Errungenschaft? Hat der „Fortschritt“, den der Bergbau mit ermöglicht und mitgeprägt hat, nicht auch gewaltige negative Folgen? Wie unter dem Vergrößerungsglas zeigt der Bergbau Glanz und Elend unserer Art zu leben und zu wirtschaften. Dem Mut, dem Fleiß und der Kreativität der Bergleute stand oft Rücksichtslosigkeit gegen Mitmenschen und Natur gegenüber.

Gerade im nahen Erzgebirge treten diese Widersprüche seit über 800 Jahren deutlich zu Tage. Folgen Sie uns auf eine kulturgeschichtliche Reise durch einen Wirtschaftszweig, der uns alle mehr geprägt hat, als wir ahnen!

Ticket Sonderausstellung:

Regulär 9€
Ermäßigt* 6€

*Studierende, Schüler:innen ab 17 Jahren, Bundesfreiwilligendienstleistende, Schwerbehinderte, Bürgergeld-Empfänger:innen, jeweils mit Nachweis, Inhaber:innen des Chemnitz Pass und der Danke-Card

  • Überblicksführung:
    Jeden Samstag 15 Uhr | Teilnahme kostenfrei (Sie zahlen nur den Eintritt in die Sonderausstellung, unter 17 J. Eintritt frei)
  • Familienführung
    So., 17.11. und 15.12., jeweils 10:30 Uhr | Dauer 60 Minuten | Teilnahme kostenfrei (Sie zahlen nur den Eintritt in die Sonderausstellung, unter 17 J. Eintritt frei)
  • Steigerstube Kreativwerkstatt:
    Jeden Samstag und Sonntag 12-16 Uhr | Spiel- und Bastelangebote | Kosten: 1€ Material pro Person
  • Foyerausstellung „Weihnachtsberge – eine Welt daheeme“:
    29.11.24 – 02.02.25 im Foyer des smac | Eintritt frei | Kuratorenfürhung am 12.12., 16:30 Uhr
  • Vorträge zur Sonderausstellung:
    07.11., 18:00 Uhr Georgius Agricola. Was Chemnitzer im Kulturhauptstadtjahr über Agricola wissen müssen, um sich nicht vor ihren Gästen zu blamieren. Referent: Prof. Dr. Friedrich Naumann, TU Chemnitz | 21.11., 18:00 Uhr Fundgrube Bergmannssprache. Das Wort des Berg- und Hüttenmanns als Wahrer deutscher Sprachentwicklung. Referent: Heino Neuber, KohleWelt Oelsnitz/Erzg.
  • Mythen und Märchen zur Sonderausstellung mit Jan Deicke:
    24.11., 14:00 Uhr | Geeignet für Kinder ab 4 Jahren | Kosten 1 € p.P. + Eintritt in die Sonderausstellung (unter 17 J. Eintritt frei)
  • Anbändeln unter Tage | Mitmach-Format für Kultur-Singles
    Do 28.11., 17:30 Uhr | mit Getränk zur Begrüßung, Führung und Gespräch | Dauer ca. 90 Minuten | Kosten 4 € + Eintritt in die Dauerausstellung | Anmeldung erforderlich unter: buchung@smac-shop.de

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