Silberglanz
& Kumpeltod
Die Bergbau Ausstellung
25.10.2024-29.06.2025
Prolog
Auf Paraden, geschnitztem Weihnachtsschmuck und sogar auf einem Altar begegnen sie uns noch heute: stolze Bergleute in schicken Uniformen. Der traditionsreiche Berufsstand prägte die Wirtschaft und Kultur des Erzgebirges an der Grenze von Sachsen und der Tschechischen Republik im doppelten Sinne. Denn aus dem abgebauten und aufbereiteten Silbererz wurden Münzen geprägt. Diese bildeten die Grundlage für den Reichtum des Landes, der noch heute im Grünen Gewölbe in Dresden zur Schau gestellt wird.
Die Ausstellung über den Bergbau fördert das zutage, was über Jahrtausende unter Tage vor sich ging. Sie lüftet die dunklen Geheimnisse der Bergleute von der Bronzezeit bis ins 21. Jahrhundert. So war der Bergbau immer auch ein Labor für technische, gesellschaftliche und wirtschaftliche Innovationen, die oft sehr lange nachwirken. Und wo bekommen wir eigentlich in der Zukunft die Rohstoffe her, um die anstehenden Transformationen zu bewältigen?
Glitzern im Berg
Was die Menschen vor Jahrtausenden dazu gebracht hat, sich in die Berge hineinzugraben, um dort mineralische Rohstoffe abzubauen, können wir nicht sicher wissen. Offenbar waren es schöne Dinge – glitzernde Mineralien, Farbstoffe – die die Aufmerksamkeit der Menschen erregten. Die ersten Metalle waren gediegenes, also „reines“, Kupfer und Gold, die durch ihren Glanz auffielen.
In Sachsen, insbesondere im Erzgebirge, lassen sich über und unter Tage verschiedenste Mineralien finden. Sie hatten zunächst wenig praktischen Zweck. Die Menschen schmückten und verschönerten sich damit. Durch Anschleifen wurden reizvolle Effekte erzeugt.
Als „Sächsischer Diamant“ sind die Topase aus dem Schneckenstein im Vogtland bekannt, die bis 1800 abgebaut wurden. Die Steine waren damals hochbegehrt und kamen sogar zu royalen Ehren. Mehr als 400 wurden 1761 in der eigens für die Krönung des britischen Königs Georg III. geschaffenen Krone seiner Frau, Königin Charlotte, verwendet.
Topase
Leihgeber: Senckenberg Naturhistorische Sammlungen Dresden – Archiv MMG
Schmuck aus dem Berg
Macht zeigen
Als „Handsteine“ werden repräsentative, aber eben handliche, Mineralstufen bezeichnet. Solche Stücke gelangten früh auch in fürstliche Sammlungen. Einige dieser natürlich entstandenen Schauobjekte wurden durch künstlerische Bearbeitung aufgewertet. Miniaturdarstellungen von Bergwerken oder auch biblischen Szenen ließen kleine Landschaften aus edlen Materialien entstehen. Diese Wunderkammerstücke demonstrierten die Verbundenheit des Fürsten zum Bergbau und unterstrichen seine Rolle als Herrscher über Land und Bodenschätze.
Im Umfeld des traditionellen Bergbaus in deutschsprachigen Gebieten entwickelte sich eine eigene Repräsentationskultur. Hohe Bergbeamte, Räte der Bergstädte, Knappschaften und Bergwerksgesellschaften ließen prächtige Trinkgefäße anfertigen, mit denen Gäste willkommen geheißen werden konnten; daraus leitet sich der Name für das Gefäß ab: Willkomm. Für besonders ertragreiche Bergwerke wurden Ausbeutemedaillen geprägt, selbstverständlich aus dem dort geförderten Silber. Diese Schaustücke stellten auch bildlich den Stolz auf die eigene Arbeits- und Lebenswelt dar.
In der Flasche erklimmt ein winziger Bergmann einen Silberfaden. Darum gruppiert sind zahlreiche Mineralien aus dem Erzgebirge. Das Stück stammt aus der berühmten Sammlung der Leipziger Apothekerfamilie Linck und zeigt somit das Ausstrahlen fürstlicher Repräsentation auch in bürgerliche Kreise. Solche Flaschen werden auch Geduldsflaschen genannt und werden bereits seit fast 300 Jahren mit verschiedenen Motiven hergestellt; meist sind es religiöse oder Alltagsszenen.
Bergbau vor 500 Jahren
Aus der Zeit um 1500 sind wenige sehr anschauliche Bergbaudarstellungen aus der Buchmalerei überliefert. Sie zeigen wie Wimmelbilder viele der Arbeitsprozesse von der Auffindung der Erze bis zur Münzprägung. Die sogenannte „Kuttenberger Illumination“ stellt insbesondere die Verhältnisse im böhmischen Kuttenberg dar, der damals vielleicht wichtigsten Bergstadt in Mitteleuropa. Rechts in der Mitte sind Bergleute unter Tage zu sehen, zu entdecken sind Details wie eine Windmaschine. Am unteren Rand wird die dortige Münzprägestätte im Welschen Hof dargestellt. Da die Kuttenberger Illumination sehr lichtempfindlich ist, kann sie nur im Januar und Februar im Original präsentiert werden. In der restlichen Ausstellungszeit zeigen wir ein Faksimile.