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Wissen und Können

Das Bild zeigt eine illustrierte Landschaft

Damit aus unscheinbaren Steinen glänzendes Metall wird, müssen sich die Bergleute verschiedenen Herausforderungen stellen und viele Arbeitsschritte unternehmen. Die Suche nach Erzen, das Anlegen und der Betrieb von Bergwerken, die Aufbereitung und das Schmelzen der Erze benötigen viel Wissen und Können. Der Erfindungsgeist der Spezialisten ließ sie immer tiefer graben und immer mehr Metall aus Erz gewinnen.

Über Jahrtausende haben erfahrene Bergleute und Schmelzmeister ihre Kenntnisse durch Mitmachen und Wiederholen weitergegeben. Die mittelalterlichen Gelehrten haben angefangen, dieses Wissen in Schriften zu sammeln. Später entstanden die ersten praktischen Bergbaubücher, viele davon im Erzgebirge. Die Gründung der Bergakademien im 18. Jh. machte aus dem Bergbauwissen eine Bergbauwissenschaft, doch bleibt das praktische Können auch heute sehr wichtig.

Vom Suchen und Finden

Werkzeuge aus dem Bergbau

Dieser Press-Luft-Hammer ist für die Arbeit unter der Erde.
Damit kann man im Bergbau Stein-Brocken abschlagen.
Die Spitze bewegt sich von selbst.
Das passiert durch Druck-Luft.
So braucht der Berg-Mann nicht so viel Kraft.
Oft wird das Gestein auch gesprengt.
Die Berg-Leute schieben solche Stangen mit Spreng-Stoff in Löcher.
Dann gibt es eine Explosion.
Der Bergbau ist durch Technik und Werkzeuge
schneller und sicherer geworden.
Diese Sachen sind aus der „Wismut“.
Das waren bis 1990 Berg-Werke in Sachsen und Thüringen..
Das Bild zeigt eine colorierte Kupferstich-Illustration mit einer Szene im Freien. Verschiedene Personen in frühneuzeitlicher Kleidung gehen ihren Tätigkeiten nach, es sind Bäume und Sträucher zu sehen und mehrere Gruben in der Erde, in denen Männer arbeiten. In der Mitte steht ein Mann mit einer Wünschelrute, die er mit beiden Händen hält. Verschiedene Buchstaben sind manchen Objekten zugeordnet.

Wie findet man eigentlich Bodenschätze? Die meisten Erze und Mineralien, sowie schöne oder nützliche Steine liegen unter der Erde verborgen. Ohne spezielle Kenntnisse können sie nur zufällig entdeckt werden, wenn Wasser, Wind oder ein umgestürzter Baum die Erzgänge freilegen.

Für eine gezielte Suche waren die frühen Bergleute auf die Naturbeobachtung und ihre Erfahrung angewiesen. Offene Erzaufschlüsse, besondere Pflanzen, Sand und Geröll an den Bächen können auf ein Erzvorkommen hinweisen. Manchmal vertrauten die Erzsucher auf übernatürliche Kräfte und hofften auf die Hilfe der Geister und Heiligen.

Buch über den Bergbau

Dieses Buch ist von Georgius Agricola.
Den Namen sprechen wir so aus: ge - or - gi - us a - gri - co - la.
Er lebte vor rund 500 Jahren.
Das Buch wurde im Jahr 1557 gedruckt.
Agricola war ein Lehrer, Arzt und Apotheker aus Sachsen.
Er wusste auch sehr viel über Bergbau und hat dieses Buch geschrieben.
Es heißt „Vom Bergkwerck“.
So wurde dieses Wort früher geschrieben.
Über 200 Jahre lang war es ein Lehr-Buch.
Das Bild zeigt eine Wünschelrute aus Holz(?). Die beiden Stücke bilden auch nach links offenes Dreieck.

Bis heute schwören manche alten Bergleute auf die Funktion der Wünschelrute, also einer zumeist in Y-Form gegabelten Holz- oder Metallrute. Der Gelehrte Georgius Agricola hingegen glaubte schon vor 500 Jahren nicht mehr daran. In seinem zweiten Buch vom Berg- und Hüttenwesen beschreibt er zwar detailliert wie jene, die an sie glauben, die Wünschelrute angeblich erfolgreich nutzen bzw. wie sie beschaffen sein muss. Gleichzeitig aber bezeichnet er die Nutzung von Wünschelruten als Aberglaube, den ein „frommer“ Bergmann, der die Natur zu deuten weiß, nicht nötig hat. Die moderne Wissenschaft gibt Agricola Recht. Glaube und Wissen gehen nicht immer zusammen.

Zeig mir den Schatz

Bei Georgius Agricola lesen wir auch, dass besondere Pflanzen Erze unter der Erde anzeigen können. Tatsächlich gibt es Pflanzenarten, denen Schwermetalle wie Blei, Zink oder Kupfer nichts anhaben können. Sie nutzen diesen Vorteil und wachsen an den Orten, wo andere Arten nicht überleben würden. Eine Ansammlung solcher „Zeigerpflanzen“ kann auf eine verborgene Lagerstätte im Boden hinweisen.

Es werde Licht

Die Beleuchtung hat eine besondere Bedeutung für den Bergbau. Ohne künstliches Licht kann niemand unter der Erde arbeiten. Schon eine kurze Zeit in der völligen Dunkelheit empfinden die meisten Menschen als unangenehm und furchterregend. Nicht umsonst ist die Grubenlampe zu einem wichtigen Bergbausymbol geworden. Von Anfang an und bis ins 20. Jahrhundert waren die Bergleute auf offenes Feuer für die Beleuchtung angewiesen. Das brachte jedoch zusätzliche Gefahren mit sich. Die Flammen verbrauchen den Sauerstoff in der Atemluft oder können brennbares Grubengas zur Explosion bringen. Erst die Sicherheitslampen und schließlich das elektrische Licht haben die Bergwerke hell und sicher ausgeleuchtet.
Das Bild zeigt einen dunklen Knochenrest, in dessen Loch in der Mitte ein Holzspan steckt. Eine Metallhalterung schaut aus dem Loch.

Leuchtspan in einer Knochenhalterung

13.-9. Jahrhundert v. Chr.
Kelchalm bei Kitzbühel, Österreich
Museum Kitzbühel | Sammlung Alfons Walde Foto: Gernot Lazzari/Fotohaus Kitzbühel

Das Bild zeigt eine Metallschale, an der hinten ein Metallbügel befestigt ist und der über die Schale führt. Daran sind Ketten mit weiteren Metallteilen befestigt.

Offene Froschlampe aus Eisen

um 1680
Sachsen
Montanhistorisches Dokumentationszentrum (montan.dok) beim Deutschen Bergbau-Museum Bochum.

Das Bild zeigt eine zylindrische Lampe aus Metall mit einem Haken zur Aufhängung oben. Am dunklen Fuß ist ein Knopf zu sehen. Darüber sieht man durch Glas einen kurzen Docht aus Schnur. Darüber befindet sich ein Geflecht aus Metall.

Benzin-Sicherheitslampe

Friemann & Wolf, Zwickau
1890
Montanhistorisches Dokumentationszentrum (montan.dok) beim Deutschen Bergbaumuseum Bochum. Inv.-Nr. 030140234000. Foto: montan.dok

Das einfachste Leuchtmittel, dass die frühen Bergleute nutzen konnten, waren Leucht- oder Kienspäne. Man hielt sie zwischen den Zähnen oder steckte sie in einfache Halterungen. Beim vorliegenden Fund wurde der Wirbelknochen eines Tieres als Halter genutzt. So konnte das Licht an einer passenden Stelle bequem abgestellt werden. In dieser sogenannten „Froschlampe“ wurde Unschlitt (Tierfett) verbrannt. „Frosch“ nennt man einen historischen Typ von Fett- bzw. Öllampen, den es seit dem 14. Jahrhundert im Bergbau gibt. Woher der Name kommt, ist nicht ganz klar; womöglich erinnert die Form von oben betrachtet an einen sitzenden Frosch. Prächtig gestaltete Exemplare wurden zur Paradeuniform getragen. Hier sehen wir eine offene Froschlampe; es gibt auch Varianten mit geschlossenem Behälter für Öl/Fett.
Besonders im Kohlebergbau waren brennbare Gase in der Luft (Schlagwetter) eine ständige Bedrohung. Ein dichtes Metallnetz in den frühen Sicherheitslampen hat eine gefährliche Gaskonzentration um die Flammen verhindert. Ein Glaseinsatz und hell brennendes Benzin als Brennstoff ließen die Sicherheitslampe noch heller leuchten. Im 20. Jahrhundert erfolgte die Umstellung der Grubenbeleuchtung vom offenen Feuer auf Elektrizität. Die drei Objekte zeigen diese Entwicklung. Das Gas Acetylen brennt in der Karbidlampe noch ungeschützt. Die etwa zeitgleich erfundene akkubetriebene Handlampe hat die offenen Flammen abgelöst. Schließlich konnten sich Helmlampen überall im Bergbau durchsetzen.

Dünne Luft

Elementar für die Arbeit unter Tage war die Versorgung mit frischer Luft. Wenn der Sauerstoff unter Tage durch das Atmen und das Brennen der Lichter verbraucht ist, sprechen die Bergleute von mattem Wetter. Das Luftholen wird schwerer, die Lichter gehen aus, die Arbeit muss unterbrochen werden.

In kleineren Bergwerken helfen geschickt angelegte Schächte, einen natürlichen Luftzug zu erzeugen. Für die großen Gruben wurden Maschinen entwickelt, welche die Luft mechanisch bewegen. Moderne leistungsstarke elektrische Maschinen können bis zu vier Kilometer tiefe Bergwerke belüften und abkühlen.

Eine sensationelle Entdeckung haben 2016 tschechische Archäologen in einem alten Bergwerk in Kutná Hora/Kuttenberg gemacht. Aus vielen gut erhaltenen Einzelteilen konnten sie einen Grubenventilator aus dem frühen 16. Jahrhundert rekonstruieren. Solche handbetriebenen Belüftungsmaschinen wurden auf mehreren zeitgenössischen Abbildungen dargestellt. An unserem Nachbau können Sie ausprobieren, wie sie funktionieren.

 1) Das Bild zeigt eine große hölzerne Trommel mit einer Kurbel an der Seite. An einer schmalen Seite hat die Trommel unten eine Ausgangsöffnung. 2) Weiterhin eine große hölzerne Trommel einer runden Öffnung an der Seite, durch die man ein Windrad im Inneren sieht. Im unteren Bereich der schmalen Seite hat die Trommel eine Ausgangsöffnung. 3) Ein Ventialor, in etwas kleinerer Ausführung ist übringes auch in dem bereits gezeigten Werk Kuttenberger Illumination („Wimmelbild“) zu sehen.
 Das Bild zeigt eine Stützkonstruktion aus Holz. Runde Hölzer sind zu einem leicht schrägen Rahmen verbaut, die Seiten und oben mit flachen Brettern abgedeckt. Unter der Konstruktion befindet sich eine Rinne aus Holzbalken.

Einsturzgefahr

Von Menschen angelegte Bergwerke stören die Kräfte- und Druckverhältnisse unter der Erde. Die dabei entstandenen Spannungen können sich schlagartig entladen und zu großen Schäden unter Tage und auf der Oberfläche führen.

Um Bewegungen im anstehenden Gebirge zu vermeiden, muss die Grube gesichert werden. Frühe Beispiele für eine Grubensicherung sind stehengelassene Felssäulen und einfache Holzpfosten, die bereits aus der Bronzezeit bekannt sind. Mit größerer Ausdehnung der Bergwerke hat sich der Komplettausbau mit Holz entwickelt, der oft mit Mauerwerk kombiniert wird. Später kommt der Stahlausbau hinzu. Moderne Bergwerke werden meistens mit Stahlbeton oder hydraulischem Schildausbau gesichert. Jedoch bleibt die Bedeutung von Holz als Ausbaumaterial nach wie vor in vielen Bereichen des Bergbaus erhalten.

  1. 0 Prolog - Glänzende Aussichten
  2. 1 Wissen und Können
  3. 2 Reich & mächtig
  4. 3 Ausbeutung
  5. 4 Bergbau-Tradition
  6. 5 Epilog
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Infos

Silberglanz & Kumpeltod

Die Bergbau-Ausstellung

Unsere gesamte Zivilisation fußt auf Bergbau. Seit Jahrtausenden verwenden Menschen Metalle für alle Bereiche des Lebens, ob zur Herstellung von Schmuck, Waffen oder Werkzeug. Ist diese Zivilisation eigentlich eine positive Errungenschaft? Hat der „Fortschritt“, den der Bergbau mit ermöglicht und mitgeprägt hat, nicht auch gewaltige negative Folgen? Wie unter dem Vergrößerungsglas zeigt der Bergbau Glanz und Elend unserer Art zu leben und zu wirtschaften. Dem Mut, dem Fleiß und der Kreativität der Bergleute stand oft Rücksichtslosigkeit gegen Mitmenschen und Natur gegenüber.

Gerade im nahen Erzgebirge treten diese Widersprüche seit über 800 Jahren deutlich zu Tage. Folgen Sie uns auf eine kulturgeschichtliche Reise durch einen Wirtschaftszweig, der uns alle mehr geprägt hat, als wir ahnen!

Ticket Sonderausstellung:

Regulär 9€
Ermäßigt* 6€

*Studierende, Schüler:innen ab 17 Jahren, Bundesfreiwilligendienstleistende, Schwerbehinderte, Bürgergeld-Empfänger:innen, jeweils mit Nachweis, Inhaber:innen des Chemnitz Pass und der Danke-Card

  • Überblicksführung:
    Jeden Samstag 15 Uhr | Teilnahme kostenfrei (Sie zahlen nur den Eintritt in die Sonderausstellung, unter 17 J. Eintritt frei)
  • Familienführung
    So., 17.11. und 15.12., jeweils 10:30 Uhr | Dauer 60 Minuten | Teilnahme kostenfrei (Sie zahlen nur den Eintritt in die Sonderausstellung, unter 17 J. Eintritt frei)
  • Steigerstube Kreativwerkstatt:
    Jeden Samstag und Sonntag 12-16 Uhr | Spiel- und Bastelangebote | Kosten: 1€ Material pro Person
  • Foyerausstellung „Weihnachtsberge – eine Welt daheeme“:
    29.11.24 – 02.02.25 im Foyer des smac | Eintritt frei | Kuratorenfürhung am 12.12., 16:30 Uhr
  • Vorträge zur Sonderausstellung:
    07.11., 18:00 Uhr Georgius Agricola. Was Chemnitzer im Kulturhauptstadtjahr über Agricola wissen müssen, um sich nicht vor ihren Gästen zu blamieren. Referent: Prof. Dr. Friedrich Naumann, TU Chemnitz | 21.11., 18:00 Uhr Fundgrube Bergmannssprache. Das Wort des Berg- und Hüttenmanns als Wahrer deutscher Sprachentwicklung. Referent: Heino Neuber, KohleWelt Oelsnitz/Erzg.
  • Mythen und Märchen zur Sonderausstellung mit Jan Deicke:
    24.11., 14:00 Uhr | Geeignet für Kinder ab 4 Jahren | Kosten 1 € p.P. + Eintritt in die Sonderausstellung (unter 17 J. Eintritt frei)
  • Anbändeln unter Tage | Mitmach-Format für Kultur-Singles
    Do 28.11., 17:30 Uhr | mit Getränk zur Begrüßung, Führung und Gespräch | Dauer ca. 90 Minuten | Kosten 4 € + Eintritt in die Dauerausstellung | Anmeldung erforderlich unter: buchung@smac-shop.de
Die Ausstellung in 180-Grad

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