Wissen und Können
Damit aus unscheinbaren Steinen glänzendes Metall wird, müssen sich die Bergleute verschiedenen Herausforderungen stellen und viele Arbeitsschritte unternehmen. Die Suche nach Erzen, das Anlegen und der Betrieb von Bergwerken, die Aufbereitung und das Schmelzen der Erze benötigen viel Wissen und Können. Der Erfindungsgeist der Spezialisten ließ sie immer tiefer graben und immer mehr Metall aus Erz gewinnen.
Über Jahrtausende haben erfahrene Bergleute und Schmelzmeister ihre Kenntnisse durch Mitmachen und Wiederholen weitergegeben. Die mittelalterlichen Gelehrten haben angefangen, dieses Wissen in Schriften zu sammeln. Später entstanden die ersten praktischen Bergbaubücher, viele davon im Erzgebirge. Die Gründung der Bergakademien im 18. Jh. machte aus dem Bergbauwissen eine Bergbauwissenschaft, doch bleibt das praktische Können auch heute sehr wichtig.
Vom Suchen und Finden
Wie findet man eigentlich Bodenschätze? Die meisten Erze und Mineralien, sowie schöne oder nützliche Steine liegen unter der Erde verborgen. Ohne spezielle Kenntnisse können sie nur zufällig entdeckt werden, wenn Wasser, Wind oder ein umgestürzter Baum die Erzgänge freilegen.
Für eine gezielte Suche waren die frühen Bergleute auf die Naturbeobachtung und ihre Erfahrung angewiesen. Offene Erzaufschlüsse, besondere Pflanzen, Sand und Geröll an den Bächen können auf ein Erzvorkommen hinweisen. Manchmal vertrauten die Erzsucher auf übernatürliche Kräfte und hofften auf die Hilfe der Geister und Heiligen.
Bis heute schwören manche alten Bergleute auf die Funktion der Wünschelrute, also einer zumeist in Y-Form gegabelten Holz- oder Metallrute. Der Gelehrte Georgius Agricola hingegen glaubte schon vor 500 Jahren nicht mehr daran. In seinem zweiten Buch vom Berg- und Hüttenwesen beschreibt er zwar detailliert wie jene, die an sie glauben, die Wünschelrute angeblich erfolgreich nutzen bzw. wie sie beschaffen sein muss. Gleichzeitig aber bezeichnet er die Nutzung von Wünschelruten als Aberglaube, den ein „frommer“ Bergmann, der die Natur zu deuten weiß, nicht nötig hat. Die moderne Wissenschaft gibt Agricola Recht. Glaube und Wissen gehen nicht immer zusammen.
Zeig mir den Schatz
Bei Georgius Agricola lesen wir auch, dass besondere Pflanzen Erze unter der Erde anzeigen können. Tatsächlich gibt es Pflanzenarten, denen Schwermetalle wie Blei, Zink oder Kupfer nichts anhaben können. Sie nutzen diesen Vorteil und wachsen an den Orten, wo andere Arten nicht überleben würden. Eine Ansammlung solcher „Zeigerpflanzen“ kann auf eine verborgene Lagerstätte im Boden hinweisen.
Es werde Licht
Dünne Luft
Elementar für die Arbeit unter Tage war die Versorgung mit frischer Luft. Wenn der Sauerstoff unter Tage durch das Atmen und das Brennen der Lichter verbraucht ist, sprechen die Bergleute von mattem Wetter. Das Luftholen wird schwerer, die Lichter gehen aus, die Arbeit muss unterbrochen werden.
In kleineren Bergwerken helfen geschickt angelegte Schächte, einen natürlichen Luftzug zu erzeugen. Für die großen Gruben wurden Maschinen entwickelt, welche die Luft mechanisch bewegen. Moderne leistungsstarke elektrische Maschinen können bis zu vier Kilometer tiefe Bergwerke belüften und abkühlen.
Eine sensationelle Entdeckung haben 2016 tschechische Archäologen in einem alten Bergwerk in Kutná Hora/Kuttenberg gemacht. Aus vielen gut erhaltenen Einzelteilen konnten sie einen Grubenventilator aus dem frühen 16. Jahrhundert rekonstruieren. Solche handbetriebenen Belüftungsmaschinen wurden auf mehreren zeitgenössischen Abbildungen dargestellt. An unserem Nachbau können Sie ausprobieren, wie sie funktionieren.
Einsturzgefahr
Von Menschen angelegte Bergwerke stören die Kräfte- und Druckverhältnisse unter der Erde. Die dabei entstandenen Spannungen können sich schlagartig entladen und zu großen Schäden unter Tage und auf der Oberfläche führen.
Um Bewegungen im anstehenden Gebirge zu vermeiden, muss die Grube gesichert werden. Frühe Beispiele für eine Grubensicherung sind stehengelassene Felssäulen und einfache Holzpfosten, die bereits aus der Bronzezeit bekannt sind. Mit größerer Ausdehnung der Bergwerke hat sich der Komplettausbau mit Holz entwickelt, der oft mit Mauerwerk kombiniert wird. Später kommt der Stahlausbau hinzu. Moderne Bergwerke werden meistens mit Stahlbeton oder hydraulischem Schildausbau gesichert. Jedoch bleibt die Bedeutung von Holz als Ausbaumaterial nach wie vor in vielen Bereichen des Bergbaus erhalten.